Rede von Dr. Heinrich Groth: TRAUERTAG DER RUSSLANDDEUTSCHEN 2018

Liebe Landsleute!

Sehr geehrte deutsche Frauen und Männer aus der ehemaligen Sowjetunion und allen deren Nachfolgestaaten, samt Euren Ehepartnern, Kindern und Verwandten!

Sehr geehrte Freunde der Russlanddeutschen, die Euch heute hier vor dem Kanzleramt

zu einer Trauerkundgebung versammelt habt!

Ich freue mich und danke Euch, daß Ihr alle gekommen seid!!

Seit 1989 ist der 28. August als der allgemeine Trauertag der Rußlanddeutschen bzw. Sowjetdeutschen anerkannt. Das hat die Allunionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ kurz nach ihrer Gründung beschlossen. Danach hat die „Wiedergeburt“ in verschiedenen Städten der UdSSR am 28. August Gedenkkundgebungen durchgeführt. Es geht darum, der vielen Opfer unserer deutschen Volksgruppe zu gedenken, als Folge des bösartigen Erlasses des Obersten Sowjets der UdSSR, der die Wolgadeutschen als Feinde der Sowjetunion darstellte. So enstand eine neue Tradition im gesellschaftlichen Leben der Russlanddeutschen, die sich fest in die Geschichte unsere Volksgruppe  hereingeschrieben hat.

Diesen Tag versteht man heute als den grössten Trauertag in der Geschichte unserer  russlanddeutschen Volksgruppe. Es gab früher und danach noch viele andere Schwarze Tage in unseren Geschichte

Aber das Ausmaß der Tragödie und die Folgen des Erlasses von 28. August 1941 waren und bleiben für die Russlanddeutschen die schlimmsten.

Durch diesen bösartigen Erlaß wurden alle Wolgadeutschen pauschal als Feinde der Sowjetunion dargestellt, dann ihres gesamten Eigentums beraubt und auf ewig aus ihren Heimatorten deportiert. Hinzu kommt noch die schreckliche Zwangsarbeit in den Arbeitskolonnen. Dort starben die meisten unserer Landsleute in Folge von Hunger, Kälte, körperlicher Überlastung und psychischen Terror. Zusätzlich gab es noch viele Opfer unterwegs zu den Verbahnungsorten,  dann obdachlos in den Steppen Kasachstans und unter den extremen Lebensbedingungen in Sibirien. Außerdem muß man betonen, daß der Verleumdungserlaß sich nicht nur auf  die Wolgadeutschen auswirkte, sondern auch auf sämtliche anderen im europäischen Teil der Sowjetunion lebenden Deutschen.

Sie alle wurden beraubt, verschleppt und repressiert. Sie alle wurden im Osten des riesigen Landes bewußt so zerstreut, daß es nie wieder zu kompakt lebenden deutschen Siedlungen kommen könnte. Gleichzeitig waren selbstverständlich die deutsche Sprache und Sitten, sowie die Glaubensfreiheit verboten.

Die sowjetische Regierung setzte alles daran, daß die Willkür und die ethnischen Repressalien gegen die Sowjetdeutschen nicht in die Öffentlichkeit durchsickern oder irgendwie dokumentiert werden konnten. Deswegen haben wir auch hier bei dieser traurigen Kundgebung nur so wenige Fotos und andere Nachweise aus dieser dramatischen Zeit.

Aber über die Zahl der rußlanddeutschen Opfer von Deportation und Genozid während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind sich die Forscher weitgehend einig: Man spricht von mehr als einem Drittel der damaligen Volksgruppe. Das bedeutet: es gab mehr als 0,5 Millionen Opfern! So große ethnische Verluste sind bei keinem anderen der Völker der Sowjetunion bekannt.

Und wie kann man es bei diesem Ausmaß der Verluste bei den Sowjetdeutschen anders bezeichnen        als gezielten Mord oder Genozid?  Gerade deswegen kommen wir heute alle zusammen zu dieser Trauerkundgebung. Weil wir an alle diese viele Opfer unserer Volksgruppe, an eigene Grosseltern und todgequälten Eltern erinnern wollen!

Damit wollen wir auch nach außen signalisieren, das es solche Verbrechen nicht mehr geben darf.

Diese Kundgebung haben wir speziell vor dem Kanzleramt deswegen angemeldet, damit unsere Kanzlerin direkt vor ihren Fenstern die Meinung der Russlanddeutschen hören kann. Diese Meinung stimmt gerade mit einem wichtigen Punkt aus der Nachkriegspolitik der Bundesregierung überein:

Nie wieder Krieg von Deutschland aus!  Und in keinem Fall wieder einen Krieg mit Russland!:

Der zweite Teil des heutigen Trauertags der Russlanddeutschen ist den aktuellen, traurigen Seiten des Lebens unseren Volksgruppe gewidmet. Leider haben wir genug Grund zum Klagen, sowohl hier in Deutschland, wie auch in allen Nachfolgenrepubliken der ehemaligen Sowjetunion:

Vor allem sieht das Leben unserer Rentner in Deutschland sehr traurig aus. Vor kurzem wurde deren gravierende Armut auch offiziell, während der Debatten am 14.06. 2018 im Bundestag nachgewiesen. Und wie konnte es dazu in unserem reichen Vaterland kommen? Die Antwort ist eindeutig klar: von der falsche Politik. Man begrenzte durch diskriminierende Gesetzänderungen den Heimkehrstrom der Deutschen aus der SU und der postsowjetischen Republiken  und verzögerte es auf Dutzende Jahre.

Für die später Kommenden wurden die Rentenansprüche mehrmals gekürzt.

Die Diskriminierung unserer Rentner muß in Deutschland abgeschafft werden! Das wollen wir heute klar und deutlich machen! Und wir hoffen, das unsere Stimmen von dieser Kundgebung und von unseren vielen Freunden die nicht kommen konnten, unserem Mitglied des Bundestages, Waldemar Herdt, bei den nächsten Debatten im Bundestag um die Rentenangleichung bei den Russlanddeutschen sehr nützlich sein können.

Die zweite traurigen Seite unseren Lebens in Deutschland ist die totale Begrenzung der Familienzusammenführung der Russlanddeutschen. Diese wurde auf dem miserablen Niveau von nur wenigen Tausend Personen pro Jahr ab 2005 quotiert. Dies sollte das „Durchbruchsgesetz“ von 2013 radikal zu Gunsten der Betroffenen ändern. Nur war es eine Scheinaktion der CDU/CSU/SPD – Koalition vor der Bundestagwahlen 2013.

Diese diskriminierende Zuwanderungspolitik gegen die Ru0landdeutschen und ihre Angehörigen sollte die Deutsche Regierung unverzüglich zu Gunsten der Russlanddeutschen Volksgruppe ändern, die so viel erlitten hat! Wenn Deutschland nicht im Stande ist, die Reste der eigenen Volksgruppe bei sich aufzunehmen, dann sollen die deutschen Grenzen auch für alle anderen, millionenfachen, nichtdeutschen Zuwanderer aus aller Welt geschlossen werden!

Die dritte traurige Seite der Russlanddeutschen Volksgruppe bleibt ihre Lage in Rußland. Vermutlich leben dort noch mehr als 1 Million unsere Landsleute, obwohl es laut Statistik nur Vierhundert Tausend sein sollen. Bis jetzt sind sie dort nicht als deportierte und repressierte Volksgruppe rehabilitiert. Alle offizielle Versprechungen der Regierung Rußlands sind ins Leere gelaufen. Und was macht die Regierung Deutschlands? Schon mehr als 25 Jahre in der Deutsch-Russischen Regierungskommisssion um die Angelegenheiten der Russlanddeutschen? Sie spielt einfach mit den russischen Behörden in dem Katzenspiel der Scheinrehabilitation mit! Man füttert dort nur eine kleine Gruppe „Vermittler“ und „Pseudovertreter“ der Rußlanddeutschen aus den Taschen der deutschen Steuerzahler, aber völlig an der Volksgruppe vorbei. Wie lange soll dieser Wahnsinn noch dauern? Reichen die mehr als Fünfhundert Millionen Euro nicht aus, die dafür schon in den Sand gesetzt wurden?

Auch diese Frage war uns heute hier wichtig und wir wollen sie möglichst bald durch Waldemar Herdt in den Bundestag zur Entscheidung bringen.

Die oben genannten Problemen der Russlanddeutschen lassen sich nicht von selbst, ohne deutlichen und kraftmächtigen Schritten seitens der gesellschaftlichen Kräften der Betroffenen lösen. Aber, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. hatte bis heute in diesem Sinn sehr wenig bewegt. Strenger gesagt, – sie hatte sich stark diskreditiert und das Vertrauen der Betriffenen verlohren. Deswegen muss sich diemehr als 4.Vio. starke Gemeinschaft der Russlanddeutschen gesellschaftlich von neuem aufbauen. So aufbauen, dass die Behörde sie auf allen Ebenen deutlich hören können und akzeptieren müsssen. Ich glaube, das der Bundeskongress der Russlanddeutschen, der am 29.04.2018 in Berlin stattgefunden hat, den ersten Schritt in dieser Richtung geschafft hat. Der damals gewählte Volksrat der Russlanddeutschen, deren Vorsitzender Waldemar Herdt wurde, der gleichzeitig Mitglied des Bundestages ist, kann und soll die Politiker und Behörde der Bundesrepublik auf die Problemen der Russlanddeutschen aufmerksam machen.

Zum Schluß danke ich Ihnen allen im Namen des Internationalen Konvents der Rußlanddeutschen

für Ihre Beteiligung an dieser wichtigen Kundgebung

 Alles Gute für die Rüßlanddeutschen!
Alles Gute für unser deutsches Vaterland
!

Dr. Heinrich Groth,
Vorsitzender des Internationalen Konvent der Russlanddeutschen






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